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Kleine Zeitungsgeschichten aus Witten Neues Stadtmagazin damals offline Mit dem SPIEGEL als Vorbild sollte 1985 in Witten auch auf lokaler Ebene der Politik und dem Kapital auf die Finger geschaut werden. Das hat nur ein Jahr lang gehalten. Ein Kapitel lokaler Mediengeschichte hat wittendrin gleichwohl geschrieben, wenn auch nur ein kleines. | |||||||||||||||||
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Am Anfang stand der Sackträger wittendrin Von Walter Budziak
Es gab sie schon, Photosatzgeräte, mit denen man auf einem Monitor Texte in verschiedenen Schriftgrößen
erstellen und vervielfältigen konnte. Sie waren aber noch so groß wie die Kopiergeräte vor der Unimensa
und vor allem für einen Ein-Mann-Verlag unerschwinglich teuer. Der war 1985 heilfroh und stolz, als er sich
einen modernen Textcomputer mit einem Bildschirm im
Die Textmaschine machte aber ihren Job, nicht zuletzt als Covergirl auf der Titelseite
Angeschlossen war ein Typenrad-Drucker. Damit ließen sich zwar Textseiten
in verschiedenen Schriftarten erstellen, Times etwa oder Helvetica, an verschiedene Schriftgrößen war aber
nicht zu denken, schon gar nicht innerhalb eines Textes. Mit etwas Geschick und viel Improvisation ließ sich
trotzdem eine Zeitung wie wittendrin damit produzieren, nach heutigen Maßstäben grafisch allerdings
nicht sonderlich mitreißend.
Inhaltlich wurde viel Dampf gemacht und viel Dampf abgelassen, so auch in der Titelgeschichte
"Frauenfragen nicht gefragt" der letzten Ausgabe vom
Eigenwerbung gehörte natürlich auch zum Mediengeschäft. Jeder sollte schließlich "den Überblick genießen"
[☞]
Zwar lassen auch die Titelseiten von der ersten Ausgabe mit dem "Sackträger" bis zu "Frauenfragen nicht gefragt"
[☞]
Die digitale Schwemme in den 90er Jahren floss natürlich auch in die Selbstdarstellung ein.
Und es gab ziemlich schnell jede Menge Zappelkram, den man auf seine Internet-Seiten packen konnte. Wie auch dieses
Homepage-Intermezzo von 1999 zeigt. Immerhin: Die automatisch aktuelle Datumsanzeige,
auch so eine Can-Have-Marotte,
funktioniert noch, obwohl an den Seiten seit März 2000 nichts mehr verändert wurde. Und bitte nicht mit dem Mausfinger
auf eine sich grazil im Tanz Drehende zeigen [☞]!
Aufbruch in eine neue Lokalzeitungswelt
Die drei Ausgaben in
Osnabrück,
Konstanz und
Witten sollten nur als Vorboten dienen.
Als farbenfrohe 'Stadtboten'
[?]"Der Hessische Landbote" (1834)von
Georg Büchner (1813 - 1837) hatte darauf durchaus einen inspirierenden Einfluss. Der Schriftsteller der französischen Aufklärung
("Dantons Tod") und des deutschen Vormärz
hatte mit diesem politischen Flugblatt im Herzogtum Hessen-Darmstadt zum Kampf der Landbevölkerung gegen die adelige Oberschicht aufgerufen.
sollten sie mit journalistischer Vielfalt und Leserbeteiligung die Bürger mobilisieren gegen die ergraute lokale Zeitungsaristokratie der NOZ in Osnabrück,
des Südkuriers in Konstanz,
der WAZ und der RN in Witten. Die Idee: Im Internet verfügbare, progressiv-relevante Inhalte sammeln, strukturieren,
journalistisch kommentiert ordnen und mit eigenen lokalbezogenen Nachrichten und Reportagen abrunden. Weitere StattBlatt-Ausgaben
sollten folgen. Für Witten stand und steht der Abschnitt über die
neugestaltete Fußgängerzone in der Bahnhofstraße
als Musterbeispiel einer verkorksten Stadtgestaltung, ist die "durch Licht inszenierte und modernisierte Straßenbahn" von Anfang an doch eher ein Witz.
"Etwas landesweit Neues" sei geschaffen worden, hatte
Die Konstruktion der Seitenhierarchie konnte sich klicken lassen, die grafischen Oberflächen kommen heute nicht mehr so sexy daher.
Obwohl, wenn man das Browserfenster auf die Hälfte heutiger Bildschirmbreiten zusammenschiebt ...
[?]Anm. d. Autors1999
Auch funktionieren viele
Links nicht mehr. Allein rechtlich stieße heute vieles an Grenzen, weil externe Inhalte nicht in
eigene Seitenstrukturen integriert werden dürfen, schon gar nicht kommerziell, 1998/99 noch juristisches Neuland.
Dennoch macht ein Stöbern so manches sichtbar.
Die Pläne und Möglichkeiten zum Beispiel, die sich vor nicht einmal zwanzig Jahren erstmals boten. Vom Unterhaltungswert
einmal ganz abgesehen. Allein die immer wieder eingestreuten technischen Hinweise und Anweisungen lassen jede Internetgemeinde
heute schmunzeln. Wie auch die inzwischen fast schon naiv anmutenden animierten Logos und Buttons. Die meisten davon in "Handarbeit"
zusammengepixelt.
Bei den Kleinanzeigen müsste Stattblatt ONLINE heute allein nutzungstechnisch mit sämtlichen Scout-Plattformen mithalten.
Selbst unter einer trendigen Lokalmarke erfolgreich wahrscheinlich nicht machbar. Journalistisch und redaktionell haben beide Titel,
wittendrin wie
Die eine goldene Regel für eine Zeitung der Zukunft kennt vermutlich keiner. Die roten Zahlen vieler Zeitungsverlage in der Vergangenheit
kennt dagegen vermutlich jeder. Jedenfalls sind den wegen ihrer
vorherrschenden Einseitigkeit und Langweiligkeit Kritisierten
von damals auch in Witten in nur
Zahlen werden für Witten nicht veröffentlicht. Insgesamt hat sich die verkaufte Auflage
aller von der |
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